Ethik

Ethik

Ethik ist eine theoretische Wissenschaft, die moralische Überzeugungen und die
Begründungen von moralischen Handlungen untersucht und sie kritisch reflektiert.
So würde z.B. die Ethik jeweils die deontologische und die teleologische Normenbegründung untersuchen und ihre Begründungen hinterfragen.

Moral / Ethos

Moral oder Ethos bezeichnet die praktische, gelebte Gesinnung und Haltung von Einzelnen oder von Gruppen: z.B. die geltenden Werte, die ihr Handeln bestimmen, ihre Grundsätze und Normen, also all das, was für "gut" (oder schlecht) gehalten wird.
Moralisch "gut" / "schlecht" bezieht sich dabei auf die Gesinnung;
moralisch "richtig" / "falsch" bezieht sich auf die Tat / Handlung.
Für Berufsgruppen gibt es manchmal ein bestimmtes Ethos (z.B. Ärzte); Gemeinschaften (z.B. Freimaurer) und Organisationen (z.B. Amnesty International) haben ebenfalls ein Ethos, das sie für sich entwicklt haben und nach dem sie handeln.
Jeder Mensch sollte sich überlegen, nach welchen moralischen Vorstellungen er lebt und handelt.

Sünde oder Schuld?

Sünde meint ein Fehlverhalten Gott gegenüber,
Schuld ist das Fehlverhalten anderen Menschen gegenüber
 - ausführlicher: hier

Teleologie /
teleologisch

von griech. telos = Ziel,
bezeichnet Normenbegründungen, die Handlungen danach bewerten, was sie für Ziele und für Konsequenzen haben: eine Handlung ist nicht an sich gut oder schlecht (wie bei der deontologischen Normenbegründung), sondern jeweils abhängig von der individuellen Situation, dem Ziel oder den Folgen als gut oder schlecht zu bewerten.
Ein Vertreter einer teleologischen Normenbegrünung (des Utilitarismus) ist der australische Philosoph Peter Singer, für den das Töten eines behinderten Säuglings nicht immer ein Unrecht ist, weil das Töten eines missgebildeten Säuglings nicht gleichgesetzt werden kann mit dem Töten einer normalen Person. Hier gilt kein deontologisches "Prinzip", sondern es wird individuell abgewogen, ob es für die Angehörigen nützlicher (von lat. utilitas = Nutzen) ist, den Säugling zu töten oder nicht; dabei ist diejenige Handlung geboten, die den größtmöglichen Nutzen für die meisten Menschen bietet, bzw. die Handlung ist geboten, bei der die positiven Folgen die negativen überwiegen.
Der Hedonismus - ein Vertreter ist der griech. Philosoph Epikur - wägt ebenfalls die Folgen ab, doch es steht nicht der Nutzen, sondern das Glück der meisten Menschen im Fokus.
Problematisch ist jedoch, dass bei diesen Normenbegründungen das Glück oder der Nutzen für die Mehrheit auf dem Rücken und auf Kosten einer Minderheit verwirklicht wird.

Deontologie / deontologisch

von griech. deon = Pflicht,
bezeichnet Normenbegründungen, die eine Handlung für verbindlich und gut erklären (oder sie ablehnen), ohne dabei auf das Ziel, auf die jeweilige Situation oder auf Konsequenzen zu achten, wie es im Gegensatz dazu bei der teleologischen Normenbegründung der Fall ist.
Etwas ist dann prinzipiell immer richtig (oder falsch) und unbedingt zu befolgen (oder zu unterlassen). Wenn ich z.B. dem Prinzip folge, immer die Wahrheit zu sagen, dürfte ich niemals lügen.
Ein Vertreter einer deontologischen Normenbegründung ist der Philosoph Immanuel Kant mit dem "Kategorischen Imperativ": "Handle nur nach der Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."
Ein weiterer Vertreter ist Albert Schweitzer mit der "Ehrfurcht vor dem Leben": "Ich bin Leben, das leben will inmitten von Leben, das leben will" - also muss ich jegliche Art von Leben schützen.
Es ist jedoch fraglich, ob und wie praxistauglich Handlungsbegründungen basierend auf deontologischen Normenbegründungen letztlich sind, und ob es wirklich sinnvoll ist, Prinzipien strikt zu folgen, ohne auf Konsequenzen zu achten. Dann wäre z.B. alles Leben genau gleich zu behandeln, eine Biene wie ein Mensch - und ich dürfte niemals Lügen, auch nicht, wenn ich dadurch einen Menschen retten würde.
Beispiele für weitere deontologische Normenbegründungen sind das Naturrecht und das Tugendrecht.

Autonomie,
Heteronomie,
Theonomie

Autonomie von griech. autos = selbst, nomos = Gesetz, also:
Selbst-Gesetzgebung in Abgrenzung zur völligen Willkür oder Beliebigkeit. Autonomie setzt gegebene Freiheit voraus. Der Mensch nutzt seine Freiheit dazu, sich selbst (vernünftige) Gesetze zu geben, die er einhält, weil er sie als gut und sinnvoll erkannt hat.
Heteronomie von griech. heteros = ein anderer / anders, nomos = Gesetz,
bezeichnet das Befolgen von Gesetzen, die von anderen (nicht von einem selbst) vorgegeben sind. Insofern dazu auch staatliche Gesetze, politische Einflüsse, ... gehören, ist der Mensch stets autonom und heteronom zugleich.
Theonomie von griech. theos = Gott, nomos = Gesetz,
ist eine Form der Heteronomie, bei der der Mensch sein Handeln nach dem Willen und den Geboten Gottes ausrichtet. Da den Menschen von Gott die Freiheit als Aufgabe gegeben ist, da sein Leben also in die eigene(!) und nicht in eine fremde Verantwortung gestellt ist, gründet für Gläubige die Autonomie letztlich in der Theonomie.

Das Bilderverbot bedeutet nicht, dass man Gott nicht malen darf - schließlich sind die Kirchen voller künstlerischer Darstellungen Gottes!
Ich soll aber nicht meine Darstellung von Gott für Gott selbst halten.

Das Problem mit dem "Bilderverbot" (Ex 20, 4  und Dtn 4,14-19) liegt in der Übersetzung ins Deutsche und der Mehrfach-Bedeutung von "Bild". Sowohl der hebräische Text und der griechische Text unterscheiden im Wortgebrauch sehr genau: es soll kein "päsäl" (hebrä.), kein "eidolon" (griech.) gemacht werden, d.h. kein Götterbild, keine Statue, nichts Figürliches, ... das die Menschen dann für Gott halten könnten und anbeten würden.
Als dieses Gebot entstand, hatten die anderen Völker Götterbilder, Statuen, Figuren, ... aus Metall, Holz oder Ton, die ihre Götter darstellten und die verehrt wurden, indem ihnen Opfer oder Weihrauch dargebracht wurde. Diese Götterbilder hatten Mensch- oder Tier-Gestalt oder waren Mischwesen, deshalb gibt es die Präzisierung in den Geboten, auch keine Menschen oder Tiere darzustellen, denn solche Darstellungen könnten für "Götter" gehalten werden.
Der biblische Gott ist aber nicht körperlich, nicht Mann oder Frau oder beides, sondern: "ganz anders"!
Das Problem bestand darin, dass ein Götterbild als "Gottheit" gesehen wurde, nicht als "Darstellung einer persönlichen Gottesvorstellung". Mit einem Götterbild hatten die Menschen früher "einen Taschen-Gott", den sie mit sich herumtragen konnten, den sie buchstäblich be-greifen konnten - eine solche "Taschen-Gottheit" ist in ihrer "Begreiflichkeit" kein Geheimnis - ja mehr noch: ich kann dann mit der Gottheit machen, was ich will, denn ich kann so ein Götterbild auch in den Schrank stellen, verhängen, umdrehen, ...
Der biblische Gott ist kein Teil dieser Welt und so "anders", dass wir Gott nicht vollständig erkennen und be-greifen können: jegliche Darstellung Gottes kommt zu kurz und gibt damit immer auch ein "falsches" Bild von Gott.
So z.B. die Darstellungen von "Gott als altem Mann mit langem weißen Bart" - natürlich IST Gott kein alter Mann mit Bart, aber die Künster haben "Weisheit" mit "Alter" verbunden und "Alter" durch "langen Bart" dargestellt. Aber auch so ein Bild zeigt nur einen Aspekt (Weisheit) von Gott, niemals alles, wie Gott wirklich ist (weil wir das ja auch gar nicht vollständig wissen können).
Eine andere Darstellung von Gott ist das "Auge" mit den "Strahlen": natürlich IST Gott auch kein Auge, aber das Bild soll verdeutlichen, dass Gott "alles sieht" und deshalb "überall" ist - und wieder gehen bei dieser Darstellung andere Aspekte Gottes verloren.
Zusammengefasst: wir können Gott darstellen, aber uns sollte dabei klar sein, dass unsere Darstellung nicht Gott selbst ist - und dass sie immer nur Aspekte Gottes zeigen kann, niemals Gott ganz und gar, denn Gott ist "ganz anders".
In der ersten Schöpfungserzähung (Gen 1,26-27) macht Gott den Menschen als "Ab-Bild" - hier wird der unterschiedliche Wortgebrauch und das damit verbundene Übersetzungsproblem ganz deutlich: während im Deutschen alles "Bild" genannt wird, steht im hebräischen Text für das "Ab-Bild" "zäläm" und im griechischen Text "eikona": gemeint ist "Ikone". Eine Ikone ist ein Bild, das auf etwas "Anderes" hinweist. Bei einer Ikone ist klar, dass sie nicht das Abgebildete zeigen will, sondern auf etwas "ganz Anderes" verweist. Deshalb sind Ikonen nicht "realistisch" dargestellt (Schatten und Perspektiven sind z.B. bewusst "verkehrt"), damit nicht die Ikone mit dem Original verwechselt werden kann.

Das Gebot der 3+1-fachen Liebe:
- Gottesliebe
- Nächstenliebe
- Selbstliebe
- Feindesliebe

Das Gebot der Nächstenliebe, das die Selbstliebe einschließt, hat sich nicht etwa Jesus ausgedacht, denn dieses Gebot steht schon in der Tora: Lev 19,18.
Das Gebot der Nächstenliebe "Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst" fasst außerdem die Gebote 4-10 aus den 10 Geboten zusammen, denn das sind alles Gebote, die sich auf den zwischenmenschlichen Bereich beziehen, während die Gebote 1-3 sich auf das Verhältnis des Menschen zu Gott beziehen.
Deshalb hat Jesus - gefragt, was das wichtigste Gebot der Tora sei (Mt 22,36-40; Mk 12,28-34) - zuerst das Gebot der Gottesliebe genannt: "Du sollst den Herrn, Deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all Deinen Gedanken und mit Deiner ganzen Kraft", denn dieses Gebot ist das Fundament des jüdischen Glaubens (Dtn 6,5); es schließt außerdem die Gebote 1-3 aus den 10 Geboten mit ein.
Untrennbar mit dem Gebot der Gottesliebe ist daher das Gebot der Nächstenliebe verbunden: die Liebe zu Gott zeigt sich darin, dass wir unsere Mitmenschen lieben.
Doch bei der Liebe zu anderen sollen wir uns selbst nicht vergessen, daher ist das Gebot der Nächstenliebe mit dem Gebot der Selbstliebe verbunden - und zwar mit einem "WIE": Du sollst Deinen Nächsten lieben WIE Dich selbst, genauso wie Dich, nicht mehr und nicht weniger. Das, was für Dich gilt, was Du für Dich beanspruchst, soll genauso auch für andere Menschen gelten.
Nun ergab sich schon vor 2000 Jahren die Frage: wer ist denn mein Nächster? (Lk 10,29): meine Familienangehörigen und Freund/innen, klar - Bekannte auch? Und etwa auch diejenigen, die ich gar nicht kenne?
Jesu Antwort auf diese Frage ist das Gleichnis vom "barmherzigen Samariter"
(Lk 10,30-37): ein Mann wird überfallen, ein Priester und ein Levit, Menschen aus seinem Volk, gehen vorbei - ein Fremder, der zu einer verachteten Volksgruppe gehört, hingegen hilft dem Verletzten.
Jede, die / jeder, der meine Hilfe braucht, ist mein/e Nächste/r!
Jesus geht aber noch weiter und bietet einen Perspektivenwechsel: "Wer hat sich dem Verletzten gegenüber als der Nächste erwiesen?" (Lk 10,36-37).
Nächste/r" sind nicht "andere", sondern die Frage ist vielmehr: wem kann ich mich zur /zum Nächsten machen?
Damit ist die beliebte Grenze endgültig aufgehoben, die in "meine" Nächsten und "nicht-meine" Nächsten trennt.
Deshalb kann Jesus das vierte Liebesgebot ergänzen, das Gebot der Feindesliebe (Lk 6,32-36; Mt 5,43-48).
Es ist nichts Besonderes, ohnehin geliebten Menschen Gutes zu tun, das kann jede/r. Aber denen, die ich nicht mag, genauso freundlich und hilfsbereit zu begegnen, ist eine echte Herausforderung!
Wobei die beste Möglichkeit, seine Feinde zu vernichten, die ist, sie zu Freunden zu machen!

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