Mensch

Wir sind
Ab-Bild Gottes -
was bedeutet das?
Sehen wir dann aus wie Gott? Sieht Gott dann aus wie wir?

In der ersten Schöpfungserzählung (Gen 1,26-27) sagt Gott: "Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! (...) Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als BIld Gottes erschuf er ihn. Männlich und weiblich erschuf er sie."
Die Ab-Bildlichkeit oder Ebenbildlichkeit Gottes bedeutet aber gerade nicht eine äußerliche Ähnlichkeit - Gott hat keine Arme und Augen und auch keinen Mund, denn Gott ist "Geist" - oder theologisch ausgedrückt: "ganz anders"
, ganz anders als wir es uns vorstellen können - und ganz anders als wir es erwarten: Gott ist nicht "menschen-gemacht" und kein Teil der Welt oder des Kosmos, denn Gottes Schöpfungs-Handeln erschafft erst den Kosmos - darum können wir auch nicht von uns auf Gott schließen.
Die biblische Rede, dass Gott "spricht", "sieht" oder "hilft mit starkem Arm", ... ist metaphorisch gemeint. Wir können nur unsere Erfahrungen mit Gott durch Be- oder Umschreibungen aus unserer Lebenswelt ausdrücken.
Dass wir Ab-Bild oder Ebenbild Gottes sind, ist analog (= verhältnismäßig) gemeint: es gibt eine Beziehung und Ähnlichkeiten zwischen Gott und uns, aber gleichzeitig eine noch viel größere Un-Ähnlichkeit.

Wenn Gott für uns Menschen vollständig "erkennbar" oder "begreifbar" wäre, wäre es nicht Gott, sondern ein "Götze", ein Ding dieser Welt. Gottes "ganz-anders-Sein" verweist darauf, dass Gott ein Geheimnis ist - aber dennoch für uns ansatzweise erfahrbar (das ist auch nicht verwunderlich, denn sogar einen geliebten Menschen "kennen" wir nie vollständig - wir kennen uns ja nicht einmal selbst, wie wollen wir dann Gott kennen?!)
Ganz wichtig ist: Ab-Bild Gottes sind wir von Anfang an und für immer - diese Ab-Bildlichkeit oder Ebenbildlichkeit haben wir schon und wir verlieren sie nie!
Alle Menschen sind Ab-Bild Gottes - das unterscheidet uns von allen anderen Lebewesen und "geschaffenen Dingen". Uns verbindet aber mit allen Lebewesen und mit der "unbelebten" Natur die "Geschöpflichkeit", d.h. in allem (Tieren, Pflanzen, Bergen, Flüssen, Sternen, ...) sind "Spuren Gottes" erkennbar.
Es gibt in der Theologie unterschiedliche Vorstellungen, wie die Ab-Bildlichkeit zu verstehen sei: relational, funktional oder in dem Sinne, dass der Mensch der "Repräsentant" Gottes sei, ... und einige mehr - diese Erklärungen gibt es: hier.

Der Mensch ist "Person" - doch was ist damit gemeint?
Gibt es vielleicht auch nicht-menschliche "Personen"? Sind manche Tiere auch "Personen"?

Das biblische Wort für "Gesicht / Antlitz" (hebr. "panim") wird im Griechischen mit dem Wort "prosopon" (Gesicht, Maske) übersetzt, dem das lat. "persona" entspricht. Aus christlicher Sicht gehört zum Person-Sein die Fähigkeit, mit Gott in Beziehung zu stehen: zwei "Antlitze" oder "Gesichter", die sich ansehen und miteinander kommunizieren - Gott spricht und die Menschen sind fähig, das Wort Gottes zu "hören" und zu verstehen; sie spüren ebenso, dass sie sich an Gott wenden können und dass Gott sie versteht. (Das "Sprechen" von Gott und zu Gott muss nicht buchstäblich als "wörtliche Rede" verstanden werden; auch Gedanken, Gefühle, Intuitionen und das Sprechen / Verstehen "von Herz zu Herz" gehören dazu.)
Damit umfasst die "Beziehungsfähigkeit mit und zu Gott" die Individualität und die Freiheit einschließlich der Verantwortung, auch nicht zu "hören" oder zu "schweigen".
Von dem so verstandenen Person-Begriff her ist es denkbar, dass es außer den Menschen auch noch andere "Personen" gibt, die auf ihre Weise mit Gott in Beziehung stehen.
Wichtig ist, dass aus christlicher Sicht jeder Mensch von Anfang an (vom Moment der Verschmelzung von Ei-Zelle und Samen-Zelle an) "Person" ist und das Person-Sein auch niemals verliert: insofern ist der christliche Person-Begriff mit der Vorstellung der Ab-Bildlichkeit Gottes bzw. Ebenbildlichkeit verbunden.
Entscheidend ist jedoch, wie und wozu der Person-Begriff verwendet wird. Je nachdem wie "Person" philosophisch definiert wird, kann der Begriff dazu benutzt werden, manchen Menschen das Person-Sein abzusprechen oder manche Tiere eher als Personen zu sehen als z.B. Säuglinge, Ungeborene, demente oder gehandicapte Menschen.
Für den australischen Philosophen Peter Singer gehört z.B. zum Person-Sein: Selbstbewusstsein, Autonomie, Rationalität, die Selbstwahrnehmung in der Zeit, dass man Wünsche hat, dass man zu Beziehungen fähig ist und dass man kommunizieren kann.
P. Singer spricht aufgrund seiner Definition manchen Tieren wie z.B. den Großen Menschenaffen das Person-Sein zu. Allerdings wird mit dieser Definition von P. Singer aber auch bestimmten Menschengruppen das Person-Sein abgesprochen, denn ein einjähriges Kleinkind oder ein Ungeborenes haben noch kein Selbstbewusstsein.
Für den deutschen Philosophen Norbert Hoerster gehört zum Person-Sein, dass man ein Überlebensinteresse hat, außerdem, dass man sich selbst in der Zeit wahrnehmen kann, Wünsche hat und darüber reflektieren kann.
Aber auch das können nicht alle Menschen zu jeder Zeit, womit dann nicht alle Menschen Personen wären.
Die Entscheidung der Frage, ab wann Menschen Personen sind, hat wiederum Konsequenzen, z.B. für die Forschung mit Embryonen oder für die Abtreibung.
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