Manchmal ist im Umgang mit Leid die Auffassung zu hören: "Was uns nicht umbringt, macht uns nur härter!" - "Wer schön sein will, muss leiden!" - oder: "Das wird schon irgendwozu gut sein!" Das sind Positionen, die allesamt das Leid legitimieren - schön-reden und damit letztlich sogar gut-heißen! Dann ist es ja eigentlich gar nicht mehr so schlimm, wenn Menschen leiden ... ! Diese Auffassungen sind eindeutig nicht-christlich. Der christliche Glaube positioniert sich klar gegen das Leid: Leid ist etwas Schlechtes - es enthält nichts (auch nichts verborgenes) Gutes, erst recht keinen Sinn - Leid ist wider-sinnig, sinnlos. Deshalb soll Leid nicht sein! Leid hat eindeutig nichts mit Gott zu tun, es ist weder gott-gewollt noch von Gott zu unserer Erziehung oder für einen (momentan noch nicht erkennbaren) Sinn geschickt. Gott ist menschen-liebend - und Liebe will absolut kein Leid für die Geliebten! Deshalb hat Gott die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten befreit und ihnen nicht ihr Sklaven-Dasein schöngeredet. Deshalb hat Jesus Kranke geheilt - und ihnen nicht einen möglichen "Sinn" in ihrer Krankheit eingeredet. Deshalb hat Gott Jesus vom Tod auferweckt: damit selbst das Sinnloseste wie der Tod seinen Sinn verliert. Während im Judentum und Christentum Gott gerade nicht das Leid will und darum auch die Menschen die Aufgabe haben, das Leid für andere zu überwinden oder zu mindern, sehen das andere Religionen nicht so. Im Islam ist Allahs Wille letztlich nicht erkennbar für die Menschen, daher gibt es die Auffassung, dass das Leid schon einen Sinn haben wird. In den "99 Namen Allahs" werden gegensätzliche Bezeichnungen genannt, so dass auch Negatives Teil von Allah ist (der erniedrigt; der demütigt; der Rächer; der sterben lässt, ...). Wenn alles von Gott kommt, ist auch das Böse und das Leid Teil von Gott - aber gerade so sehen wir Christen es nicht. Im Hinduismus und im Buddhismus ist das Leiden ein Teil der Wirklichkeit ("Alles Bedingte ist Leiden" ist eine der vier Edlen Wahrheiten), das aber nicht endgültig aus der Welt geschafft werden kann. Erst wer das Nirvana bzw. das Moksha erreicht hat - wobei sich das Ich "auflöst" - ist frei vom Leid, weil er / sie nicht mehr existiert und nicht mehr wiedergeboren wird. Da jede/r sich nur selbst vom Leid befreien kann, steht der Einsatz für andere das Leid zu beenden nicht so stark im Vordergrund wie im Christentum.